Hochwasser 1984
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von Rainer Hofrichter

Chronologie einer Katastrophe
- 10.00 Uhr Fronleichnamsprozession durch das festlich geschmückte Oberdorf von Königheim bei strahlendem Sonnenschein und drückender Schwüle, ebenso in den Ortsteilen;
- gegen 13.00 Uhr erste Niederschläge in Pülfringen;
- gegen 14.00 Uhr Hagelschlag in Brehmen;
- gegen 14.30 Uhr Einsetzen sintflutartiger Niederschläge in Brehmen;
- gegen 15.15 Uhr erreicht die erste Hochwasserwelle aus dem Adelsgraben den Ortsetter von Gissigheim;
- gegen 15.30 Uhr Einsetzen starker Regenfälle in Königheim;
- gegen 16.00 Uhr: das Wasser beginnt über den Damm des Rückhaltebeckens zu laufen (etwa 16.15 Uhr strömen ca. 54 m³/s über die Dammkrone);
- gegen 16.30 Uhr: der Brehmbach beginnt in Königheim über die Ufer zu treten;
- gegen 16.45 Uhr: die "obere Brehmbachwelle" erreicht die "Kettenmühle" in Gissigheim;
- gegen 17.00 Uhr: das Wasser läuft in Königheim zum Höchststand auf, dieser hält bis gegen 18.00 Uhr an (Durchfluß ca. 100 bis 120m³/s);
- 17.07 Uhr: die Dreschhalle an der Gissighelmer Straße stürzt ein;
- 17.18 Uhr: das Landratsamt löst Katastrophenalarm aus; Hubschrauber und Mannschaften der Polizei und ein SAR-Hubschrauber der Bundesluftwaffe werden ins Katastrophengebiet beordert; DLRG, Feuerwehren, Technisches Hilfswerk werden zum Einsatzgebiet in Marsch gesetzt;
- zwischen 17.00 und 17.30 Uhr Ende der Regenfälle in Gissigheim und Königheim;
- ca. 17.20 Uhr: der Damm des Rückhaltebeckens bricht (unterschiedliche Zeitangaben von Augenzeugen!);

- 17.42 Uhr. die "Dammbruchwelle" erreicht die "Kettenmühle"; durch die Retentionswirkung (Rückhaltewirkung) des sich verbreiternden Tales ist sie in Königheim nicht mehr als Welle erkennbar;
- gegen 18.00 Uhr Beginn der Aufräumungsarbeiten in Brehmen;
- gegen 19.00 Uhr: das Hochwasser ist in Königheim weitgehend abgelaufen;
- nachts sind Polizei, Feuerwehr, Bundeswehr, THW, DLRG sowie viele freiwillige Helfer vor Ort im Einsatz. Die Stromversorgung wird durch Notstromaggregate des Badenwerks weitgehend sichergestellt. ...
11. 10. 1984
vom DLRG-Bezirk Frankenland wird Werner Waltert als fleißigster Helfer ausgezeichnet

Bericht des Bezirkseinsatzleiters
über das Katastrophenwochenende
im Main-Tauber-Kreis

Donnerstag, 21.6.84

Bezirkseinsatzleiter Hofrichter wurde am Donnerstag gegen 16 Uhr von der Rettungsleitstelle Tbb über Draht verständigt daß er dort benötigt wird.
Lage nach Eintreffen in der RLst:
Schwere Unwetter im Bereich Kupprichhausen" Lengenr:Leden" Oberlauda, Heckfeld, Dittwar, Brehmen, Gissigheim, Königheim und Tbb, mit wolkenbruchartigen Regenfällen. Die Täler verwandelten sich in reißende Ströme.

Es sollten Einsatzkräfte der DLRG in Bereitschaft gehen. Dies wurde sofort veranlaßt.
Einsatzbefehle für Einsatztrupp Königshofen nach Oberlauda, BW Gruppe Mergentheim nach Kupprichhausen und Lengenrieden. E-Trupp Tauberbischofsheim nach Dittwar.

Königshofen arbeitete an diesem Tag in Oberlauda von 16 Uhr 45 bis 19 Uhr Fahrzeuge räumen und Straße säubern. 19 bis 22 Uhr in Lauda wegen ausgelaufenem Öl Ekoperl in den Kellern verteilen.
Beleuchtung für das Rathaus mit dem Stromerzeuger geliefert und im Rathaus eingedrungenes Wasser entfernt.
Einsatztrupp BW MGH bargen in Kupprichhausen einen Hund vor dem Ertrinken. Danach wurden sie von der RLst nach Gissigheim und Brehmen verlegt. Dort hatten sie keine Einsatzmöglichkeit.

Über Heckfeld und Distelhausen wurden sie an die PLst Tbb in Bereitstellung geleitet. Danach waren Bootseinsätze im Stadtgebiet Tbb zur Hilfeleistung Verletztenbergung u.ä. erforderlich.
Die DLRG-Gruppe Werbach wurde vom Gruppenleiter Wiltschek alarmiert und nach Tbb geschickt. Sie konnten mit ihrem Boot im Stadtgebiet wertvolle Hilfe leisten.
Die DLRG-Gruppe Wenkheim lieferten 2 Boote an. Bei einer evtl. Evakuierung des Altenheimes in Königheim wären sie zum Einsatz gekommen.
Der Einsatztrupp Tbb wurde nach der Alarmierung nach Dittwar beordert. Leider war es von Hof Steinbach aus nicht möglich nach Dittwar zu gelangen, da das Dittwarer-Tal ein reißender Strom war. Nach Rückmeldung bei der RLst wurde Alarmfahrt ans Schwimmbad Tbb angeordnet zur Bergung der in das Wohnhaus geflüchteten Personen.
Mit Schlauchboot war eine Bergung nicht möglich (Strömung, ein Rettungsschwimmer wurde aus dem Boot geworfen). Die Bergung wurde dann mit Leinensicherung im Huckepack vollzogen.

Anschließend wurden dann auch noch die Insassen des Jugendhauses evakuiert.
Die Leitstelle erteilte zwischenzeitlich einen weiteren Einsatzbefehl; 4 Personen auf Bäumen bei den Fischteichen Baumann. Da wir unser Leinenmaterial eingesetzt hatten mußten wir am Feuerwehrgerätehaus vorbei und andere Leinen aufnehmen. Bei der Fahrt in der alten Königheimer Str. wurde der entgegenkommende Unimog der Feuerwehr Großrinderfeld umgeleitet da evtl. ein hochradiges Fahrzeug benötigt wurde. Die tiefe Stelle zwischen alter Königheimer Str. und Fa. Brandel-Bau war nicht mehr für den Transit passierbar.

Ein Schlauchboot wurde mit Besatzung auf das Feuerwehrfahrzeug verladen, das durch das Wasser über das Gelände auf die B 27 fuhr. Die Verbindung wurde mit DLRG-Betriebsfunk hergestellt. Durch 2 m Band wurde die Unmöglichkeit des Unternehmens ans Einsatzfahrzeug gemeldet und von dort durch den Einsatzleiter über BOS an die RLst weitergeleitet und Hubschraubereinsatz angefordert.
Christoph nahm Verbindung auf, konnte aber nicht helfen, da keine Winde an Bord war. Pelikan 1 forderte dann SAR- Hubschrauber an, der mit der Winde die Bergung von den 4 Personen von den Bäumen bergen.

Das Schlauchboot mit Besatzung wurde danach vom Hubschrauber aufgenommen und an der RLst wieder abgesetzt. Neuer Einsatzbefehl durch die RLst an Pelikan Fr. 1: zur Halbigsmühle" dort sind. 3 Personen in den Gärten bis zum Hals im Wasser. Auch hier war ein Bootseinsatz nichtmöglich, da die reißende Strömung des Miihlkanals zwischen den gefährdeten Personen und uns war. Ein erneuter Hubschraubereinsatz wurde zur Bergung erforderlich. Das zwischenzeitlich durch einen DRK-LKW herangeschaffte zweite Boot mit Personal und der Wasserrettungszug Tbb wurden anschließend an die RLST im Bereitschaft verlegt, Seit Anfang des Einsatzes wurde von einer beim Sportheim geflüchteten Campergruppe noch eine Person mit einem PKW vermißt. Nachdem der PKW im abgelaufenen Wasser gesichtet worden war, rückte der Wasserrettungszug Tbb auf die B 27 aus und fuhr mit dem Schlauchboot zum Fahrzeug. Der PKW wurde durchsucht, der Fahrer war nicht im Fahrzeug. Er hatte sich in ein Haus geflüchtet und meldete sich später bei der Polizei und RLst.

Der Bez.-Einsatzleiter wurde um 21 Uhr zur Lagebesprechung ins Landratsamt beordert. Zwischenzeitlich wurde der Wasserrettungszug Tbb ans Altenheim Königheim zwecks Evakuierung beordert. Dies war dann allerdings nicht erforderlich. Der Einsatzleiter fuhr mit der Leiter der RLst mit Alarmfahrt nach Dittwar, da im Bachbett in einem PKW Personen vermutet wurden. Die Sache war aber negativ. Zwischenzeitlich wurden weitere DLRG-Kräfte nach Königheim, zur Evakuierung des Altenheimes alarmiert. Das Ausrücken war allerdings nicht mehr erforderlich. Sie wurden zur RLst zurückgeschickt. Aufgrund der Absprache mit der KEL wurden die nicht mehr benötigten Kräfte ab 23 Uhr nach dem Essenempfang durch die Küche des DRK nach Hause entlassen.

Freitag, 22.6.84

Der Einsatztrupp Königshofen wird in Lauda und Heckfeld auf Bitten von Bürgermeister Anseln eingesetzt, außerdem noch in Gissigheim. In Tbb werden 2 Mann in Kellern mit Taucheranzügen eingesetzt da die Ansaugkörbe der Feuerwehrpumpen laufend verstopft waren.

Samstag, 23.6.84

Die DLRG stellte mit den Einsatztrupps Königshofen, BW MGH, Külsheim, Tbb und Gierbach 41 Kameraden am Nachmittag zu Aufräumungsarbeiten in Königheim zur Verfügung. Die KEL gab hier den Einsatzbefehl. Dort wurden Keller vom Schlamm geleert, Holz geräumt, Wohnungen gereinigt u.a.

Sonntag, 24.6.84

Alarmierung des BEL durch RLst: Brückeneinsturz in Wertheim. Durch BEL wurden Wertheim und Freudenberg alarmiert, wobei Wertheim schon unterwegs war. Der Einsatztrupp BW MGH wurde in Bereitschaft gestellt. Bei Abbauarbeiten waren Teile der Eisenbahnbrücke Wertheim-Kreuzwertheim abgestürzt, dabei wurden Arbeiter schwerverletzt. Der Einsatztrupp Tbb und Freudenberg mußten nicht mehr eingreifen und wurden kurz vor Wertheim davon verständigt, das die Verletzten bereits geborgen und versorgt waren, Der E-Trupp Tbb erhielt einen weiteren Einsatzbefehl von der RLst nach Tbb einen PKW bei Dölzer in der Brehmbach an das Bergefahrzeug anzuhängen. Das Fahrzeug war allerdings dann schon geborgen, da der Besitzer mit der Befestigung des Zugseils durch das Bergefahrzeug am Dach einverstanden war.
Die DLRG-Kameraden aus Königheim waren ebenfalls Tag und Nacht auf den Beinen um der Bevölkerung von Königheim und zum großen Teil auch sich selbst zu helfen. Einige andere DLRG-Gruppen haben ebenfalls Helfer nach Königheim geschickt.


Noch ein paar Infos:
Quelle: Fränkische Nachrichten

Verletzte:     
9
Getötetes Vieh:
Großvieh
55
Kleinvieh
700
Gebäude:
total - zerstört
30
beschädigt:
130
Fahrzeuge:
80
Private Schäden:
ca. 33 000 000 Millionen
Öffentliche Schäden:
ca. 6 000 000 Millionen


Und hier noch einige Spender ( alle kann man nicht aufzählen ) : alle Zahlen sind DM - Beträge :

Distel - Brauerei
20.000
Fränkische Nachrichten
20.000
Patin Bank Bad Mergentheim
25.000
Möbel Schott     TBB
5.000
Mitarbeiter des Caritaskrankenhaus.
4.905
Magdalena Treu aus Stuttgart
200
Strassen und Haussammlung in Bad Mergentheim
10.467
FC Dörlesberg
500
J.J. Unger, Quito aus Ecuador
150
Markus Faulhaber Königheim
300
Gemeinde Großrinderfeld
10.000
Realschule Laud-Königshofen
5.000
DLRG Boxtal
1.000
Mechthilde Schmitt aus Würzburg
200
Schüler der Gewerbeschule TBB
1.500
Frieda, Lenz aus Walldürn
100
CDU - Frauenvereinigung Wertheim
2.311
Haussammlung in Boxberg durch Schüler der Haupt-,Grund- und Realschule.
14.148

und und und und viele viele viel mehr. !!!
   
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